Südamerika 2018

Donnerstag, 13. September

 

Endlich startet unsere Südamerikareise! Um halb drei in der Nacht ist Tagwach. Eine 24stündige Reise bis nach Arequipa in Peru beginnt. Mit dem ersten Zug kurz nach fünf fahren wir ab Neuenburg an den Flughafen Genf. Von hier fliegen wir mit der KLM nach Amsterdam, um mit einer grösseren Maschine nach Lima zu fliegen. Unser Gepäckticket lautet Genf – Arequipa, zur Sicherheit fragt Manuela in Lima nach, ob das Gepäck automatisch mitkommt, dies wird bejaht. Um zehn Uhr abends landen wir in Arequipa, auf unser Gepäck warten wir jedoch vergebens. Wir werden am Flughafen abgeholt und ins Hotel Casona Terrace gebracht. Dieser Mann hilft und bei der Fluggesellschaft Latam einen Suchauftrag für unser Gepäck aufzugeben. Müde lassen wir unser Handgepäck aufs Zimmer bringen und gehen schlafen.

Lama
Lama

Freitag, 14. September

 

Am Morgen um sechs erwachen wir, weil im ganzen Haus die Fensterscheiben klirren und unser Bett wackelt. Willkommen in Peru; ein Erdbeben der Stärke 5.6 auf der Richterskala schüttelt an unserem Hotel. Täglich werden hier bis zu zwölf Erdbeben gemessen. Nach dem Frühstück steigen wir auf die Dachterrasse, von dort hat man eine gute Aussicht auf die Stadt Arequipa, mit seinen drei Vulkanen Misti, Chachani und Picchu Picchu. Die Bergspitze des höchsten Vulkans Chachani (6057MüM) ist im Frühjahr noch schneebedeckt. Der etwas weiter entfernte Picchu Picchu hat seinen Namen aus der Inkasprache Quechua und bedeutet „ Berg Berg“ weil er mehrere Gipfel hat. Wir machen uns auf zum Plaza de Armes. Wie in vielen, von den Spaniern errichteten Städten, befindet sich auf einer Seite des Platzes das Regierungsgebäude und auf der gegenüberliegenden Seite die Kathedrale. In der Mitte befindet sich eine schöne Anlage mit Palmen, blau blühenden Jakarandabäumen und einem Brunnen.

Am Abend essen wir im Restaurant Chicha, dieses Restaurant gehört einem Peruanischen Starkoch. Das Essen hier schmeckt sehr gut.

Arequipa von unserer Hotelterrasse aus
Arequipa von unserer Hotelterrasse aus
Plaza de Armes Arequipa
Plaza de Armes Arequipa

Samstag, 15. September

 

Heute trinken wir zum Frühstück Cocatee, dieser soll gegen die Höhenkrankheit helfen. In einem Touristenbüro am Plaza de Armes buchen wir eine Citytour für heute Morgen, welche uns zu den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung von Arequipa führt. Als wir im Bus auf die Abfahrt warten, kommt uns auf dem Trottoir eine ältere Inkafrau mit ihrem Mann entgegen. Neben einem Auto „grupet“ die Frau nieder, auf einmal sehe ich ein Rinnsal über das Trottoir laufen. Andere Länder, andere Sitten. Zum Abendessen gehen wir heute in die andere Richtung, weg vom Turistenzentrum. Ein Restaurant, in welchem nur Einheimische sitzen, spricht uns an. Eine kleine engagierte Kellnerin sagt, dass es nur ein Menu gäbe, mit Vorspeise, Getränken, Hauptgang und Dessert. Kaum haben wir ja gesagt, steht auch schon ein Krug Tee auf dem Tisch. Mit dem Geld, welches wir am Vortag fürs Abendessen bezahlt haben, können wir hier das ganze Restaurant einladen. Das Menü kostet für beide Fr. 7.50.

Inkafrau auf der Strasse
Inkafrau auf der Strasse

Sonntag, 16. September

 

Um neun Uhr holt uns der Bus ab, wir brechen nach Chivay auf. In diesem Hochtal lassen sich Kondore beobachten. Auf der Fahrt durch die Vororte von Arequipa erklärt und der Guide wie man die Cocablätter kaut, welche wir in einem Laden kaufen konnten. Die schönsten fünf Blätter aus dem Sack heben wir für die „Pachamama“ auf. Auf der Passhöhe werden wir diese zu ehren der „Mutter Erde“ unter einen Stein legen. Steil steigt unser Kleinbus in die erste Hochebene auf. In der steppenartigen Landschaft grasen Vikunjas, die Urform von Lama und Alpaka. Die Vikunjas leben wild, sie werden von den Andenbewohnern alle zwei Jahre zusammengetrieben und geschoren. Vikunjawolle ist die teuerste Wolle der Welt.

In den Hochmooren grasen halbwilde Alpacas und Lamas. Nach einem Crashkurs können wir diese sogar voneinander unterscheiden. Je höhe wir kommen, umso mehr plagt mich starkes Kopfweh und Übelkeit. Am „Mirador de los Volcanes“ auf 5`000 MüM. sehen wir in der Ferne den aktiven Vulkan Sabancaya, welcher mächtige Dampfwolken ausstösst. In Chivay angekommen, geht Manuela essen, ich gehe ins Hotel, mir geht’s gar nicht gut. Am Abend bekomme ich vom Hotelpersonal Sauerstoff, ich habe die Höhenkrankheit. Da dies nicht viel hilft, rufen wir den Arzt. Von diesem bekomme ich ein richtiges Sauerstoffgerät und kann ein wenig schlafen.

Alpaca Suri
Alpaca Suri

Montag, 17. September

 

Mit dem Sauerstoffgerät geht es mir recht gut. Die Krankenschwester kontrolliert noch einmal den Sauerstoff im Blut. Das Sprechen mit ihr ist ziemlich schwierig, Manuela versucht mit Spanisch und dem Googletranslator die nötigen Informationen zu erfragen. Nach einem leichten Mittagessen besuchen wir den Markt von Chivay und fahren mit einem Tuk-tuk zurück zum Hotel. Am Abend nehmen sie mir den Sauerstoff wieder weg, ein anderer benötigt ihn. In der Nacht geht es mir wieder schlecht, sodass wir beschliessen, am nächsten Tag vorzeitig nach Arequipa zurück zu reisen.


Dienstag, 18. September

 

Gegen Mittag brechen wir in Richtung Arequipa auf. Ich habe Angst, wieder über den 5`000m hohen Pass zu fahren. Der Bus hat jedoch Sauerstoff an Bord, die Fahrt bereitet mir keine Probleme. Wir beziehen wieder das gleiche Hotel. Den frühen Abend geniessen wir in einem Kaffee auf den Lauben am Hauptplatz und geniessen die Sonne. Arequipa hat ca. 300 Sonnentage im Jahr.   Über den Palmen kreisen die Schwalben, welche in den zwei Tagen, welche wir in Chivay waren, aus dem Norden zurückgekehrt sind.

Wegen der Reiseversicherung haben wir Kontakt mit dem TCS aufgenommen. Ich möche gerne nach Cusco in die Hauptstadt der Inkas weiterreisen. Das heilige Tal sehen mit seinen vielen Ruinen und die Kraft dieser Orte spüren. Der TCS-Arzt verlangt einen Arztbesuch in Arequipa bevor wir weiterreisen. Die Hotellobby bestellt uns eine Arzt für Morgen zehn Uhr.

die Lauben von Arequipa
die Lauben von Arequipa

Mittwoch, 19. September

 

Um zehn Uhr kommt die Ärztin ins Hotel und unterzieht mich einem Check. Mein Sauerstoffgehalt im Blut ist mit 90% knapp genügend. Wenn ich jedoch wieder höher reisen würde, kämen die Symtome wieder.

Nach längerem hin und her entschliessen wir uns die Reise abzubrechen. Wir nehmen das Angebot der Familie Roux in Paraguay an, zu ihnen zu Reisen und in Ruhe unsere weitere Reise zu planen. Unser Reisebüro bucht uns einen Flug am Donnerstagabend von Arequipa nach Lima und anschliessend nach Asuncion in Paraguay.

Am Nachmittag besuchen wir das Kloster Santa Catalina, welches ein ganzes Quartier mitten in der Stadt einnimmt. Die Töchter wohlhabender Peruanern, welche als Nonnen hier lebten, hatten eigene Wohnhäuser und Bedienstete. Die Ruhe in diesem Quartier strahlt eine gute Energie aus und tut uns gut. Von der Frau, welche mit uns die Führung macht, erfahren wir einige Dinge aus dem Leben der Peruaner. Zum Beispiel  verhindert die Regierung das Montieren von Photovoltaikanlagen. Wenn jeder selber seinen Strom produziert, hat die Regierung keine Möglichkeit mehr den Strommarkt zu kontrollieren. Mit billigem, subventioniertem Strom und Gas wird die arme Bevölkerung ruhiggehalten und die Elite bereichert sich an den Bodenschätzen.

Kloster Santa Cataline mit Vulkan Chachani
Kloster Santa Cataline mit Vulkan Chachani

Donnerstag, 20. September

 

Heute besuchen wir die grosse Markthalle im Zentrum. Es ist unglaublich, wie viele verschiedene Früchte es hier gibt. Eine tüchtige Marktfrau bietet uns die Frucht Chirimoya zum Probieren an. Der Geschmack ist süss und angenehm exotisch. Diese Frucht bleibt uns in Erinnerung. In Peru existieren über tausend verschiedene Sorten Kartoffeln. Zum Pflanzen in der Schweiz kaufe ich auf dem Markt vier Sorten mit verschiedenen Formen und Farben.

 

 

Früchte in der Markthalle von Arequipa
Früchte in der Markthalle von Arequipa

Freitag, 21. September

 

Wir packen unsere Sachen und deponieren sie beim Hotel. Bis zur Abreise am Abend geniessen wir unseren  letzten Tag in Peru. Den Nachmittag verbringen wir noch einmal auf den Lauben am Plaza de Armes welcher wir liebgewonnen haben. An der Reception bestellen wir uns ein Taxi zum Flughafen. Bei den Taxis ist Vorsicht geboten, „falsche Taxis“ fahren an einen abgelegenen Ort und rauben die Touristen aus. Am Flughafen angekommen, geht gerade die Sonne unter und taucht die Stadt und die Vulkane in ein schönes rotes Licht. Ein versöhnlicher Abschied von Peru. Als erstes fliegen wir nach Lima, dort haben wir vier Stunden Aufenthalt bis es weitergeht nach Asunción. Wir versuchen im Flughafen ein wenig zu schlafen.

 

 

Inkafamile auf dem Place des Armes
Inkafamile auf dem Place des Armes

Samstag, 22. September

 

Morgens um sechs Uhr landen wir in Asunción. André holt uns ab und wir fahren nach Altos, etwa fünfundvierzig Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Roux`es mieten hier eine schöne Villa mit Pool und einer grossen Parkanlage. In dieser Gegend, welche auf einem Hügelzug liegt, wohnen viele Deutsche und Schweizer. Im Park wachsen Zitrusfrüchte, Bananen und Maracujas.  Zum Geniessen der Orangen und Mandarinen sind wir jedoch zwei Wochen zu spät dran.  Znicha geht mit den Kinder auf den Markt einkaufen. Immer am Samstag treffen sich die Deutschsprechenden auf dem Markt. Wir nutzen die Zeit um zu lesen und uns auszuruhen.

unser Heim in Altos Paraguay
unser Heim in Altos Paraguay

Sonntag, 23. September

 

Kleider haben wir für eine Reise auf viertausend Meter Höhe eingepackt, jetzt sind wir bei über dreissig Grad im Urwald.

Unsere Kleiderreserven gehen langsam dem Ende zu und wir sind froh, dass wir waschen können.

Die Villa liegt auf einem Grundstück, welches mit einem hohen Zaun umgeben ist. Beim Eingang wohnt der Gärtner in einem eigenen Haus. Dieser kümmert sich um den Umschwung und den Pool.

Auf dem Areal befindet sich eine zweite Villa, welche einem Fussballspieler gehört. Am Abend gehen wir alle zusammen ins Nachbardorf San Bernhardino eine Pizza essen.

Vogel bei Regen
Vogel bei Regen

Montag, 24. September 

 

Ums Haus gibt es viele Vögel in vielen verschiedenen Farben. Am meisten faszinieren mich die Kolibris, welche an den blühenden Büschen um den Pool Nektar naschen. Mit meinem neuen Objektiv 70-200,2.8 versuche ich einige Aufnahmen zu machen. Die Flügelbewegung ist unglaublich schnell, bei einer Verschlusszeit von 1/600` ist die Bewegung immer noch sichtbar. Eine kürzere Verschlusszeit ist wegen dem schlechten Licht bei Regen nicht möglich. Seit Sonntag regnet es wie aus Kübeln. Anil und Cilia müssen nicht in die Schule wenns regnet. Für Kinder welche über unbefestigte Strassen zur Schule müssen, (dies sind die meisten) ist dies bei den schlammigen Strassen nicht möglich.

 

 

Kolibri im Garten (Foto Anil)
Kolibri im Garten (Foto Anil)

Dienstag, 25. September

 

Unsere Tage verbringen wir mit Lesen und Ausruhen. Weit vom Haus weg können wir nicht, auf dem Areal patroullieren zwei Hunde. Wenn man sich mehr als zehn Meter vom Haus entfernt, betritt man ihr Territorium. Mit diesen Hunden ist nicht zu spassen, wenn man am Abend vom Haus gehen würde, würden sie einem zerfleischen. Diese Situation ist ein bisschen einengend.

unser Bewacher
unser Bewacher

Mittwoch, 26. September

 

Anil hat das Fotografieren entdeckt. Mit meiner Kamera, dem Teleobjektiv und einer Stativstütze an der Objektivschelle macht er super Schnappschüsse von den verschiedenen Kolibris.

  Im nahen Wald blüht ein Baum wunderbar gelb. Ich frage André was dies sei, „dies sei ein Lapachobaum, das Haus sei mit diesem Holz gebaut“. Als ich mir die Balken anschaue, dünkt es mich, dies sei Ipê-Holz, welches wir für Terrassenböden verwenden. Eine Konsultation von Wikipedia bringt die Erklärung, auf Spanisch heisst der Baum Lapacho, auf Portugiesisch Ipê.

Kolibri (Foto Anil)
Kolibri (Foto Anil)

Donnerstag, 27. September

 

Heute besuchen wir das Kloster in Atyrà. Dieses Kloster wurde in den Sechzigerjahren mit einer schönen Backsteinarchitektur erstellt. Atyrà liegt etwa 15 Kilometer von Altos entfernt. Anil lässt auf dem Platz hinter dem Kloster seine Drohne steigen. Mit ihr macht er interressante Aufnahmen vom Kloster. Wir haben uns entschlossen, mit dem Bus nach Foz de Igazu zu fahren. Am Abend gehen wir in den Dorfladen, welcher auch Busbilette verkauft. Nach einer Dreiviertelstunde haben wir zwei Tickets für den Bus am Samstag  nach Brasilien. Auf Empfehlung von Znicha reservieren wir über Booking unsere nächste Unterkunft; Guata Pora in Foz de Iguazu.

Feigen im Garten von Guata Porã , Brasilien
Feigen im Garten von Guata Porã , Brasilien

Freitag, 28. September

 

Heute heisst es Abschied nehmen von der Familie Roux. Dankbar, dass wir ein paar Tage bei ihnen verbringen konnten, packen wir unsere Koffer. André bringt uns zum Glück an die Busstation in Caacupé. Die Station (ein einfaches Dach mit Bank) ist weder angeschrieben, noch hängen irgendwo Fahrpläne. Nach einer halben Stunde Verspätung können wir in den bequemen Sesseln Platz nehmen. Der Bus fährt in Richtung Ciudad del Este. Dieser Ort ist nur mit einer Brücke vom brasilianischen Ort Foz de Iguazu getrennt. Nach acht Stunden Fahrt kommen wir am Busterminal in Foz an. Mit dem Taxi geht es zu unserer Unterkunft am Eingang des Naturparks Iguazu. Die Pousada Guata Pora hat verschiedene in der Natur eingebettete  Häuschen. Zum Hostel gehört ein Landwirtschaftsbetrieb welcher die Köstlichkeiten fürs Restaurant liefert. Um halb  acht gehen wir ins Restaurant um etwas zu essen. Wir sind noch zu früh zum Essen, aber der aufgestellte Kellner macht mit ein leckeres Caipirinha. Wir können aus vier verschiedenen Fleischarten auslesen, beim Rest lassen wir uns überraschen. Das Nachtessen schmeckt fein; endlich wieder einmal Fleisch!

Bananen neben unserem Haus
Bananen neben unserem Haus

Samstag, 29. September

 

Auf dem Weg zum Morgenessen sehen wir einen Tukan im Baum neben unserem Häuschen. Schnell hohle ich die Kamera aus dem Zimmer um ihn zu fotografieren. Zu Fuss machen wir uns auf den Weg zum Nationalpark Iguazú mit den Wasserfällen. Vom Parkeingang aus wird man mit einem Bus zu den Fällen gebracht. Die Fahrt fürt uns durch atlantischen Regenwald, von welchem nur noch 8% der ursprünglichen Fläche erhalten ist. Da Sonntag ist, gibt es viele Besucher.

Auf Treppen steigt man zu einer Aussichtsplattform ab. Die Iguazúfälle bestehen aus 20 grösseren, über sechzig Meter hohen Wasserfällen. Auf den Wegen tummeln sich viele Nasenbären, welche sehr zutraulich sind.

Der Blick auf die Wasserfälle, welche grösstenteils auf der argentinischen Seite liegen, ist grandios.

 Am Nachmittag besuchen wir den Vogelpark in der Nähe. Der grösste Teil der Tiere wurde wegen Verletzungen im Park aufgenommen. Die Anlage, welche mitten im Urwald liegt, ist liebevoll gestaltet. Am Abend freuen wir uns auf`s angekündigte Buffet. Zu unserer Enttäuschung ist nichts anders als am Vortag.

Wasserfälle von oben
Wasserfälle von oben
Wasserfälle von unten
Wasserfälle von unten

Sonntag, 30. September

 

Nach dem Morgenessen haben wir ein Taxi bestellt, um auf die argentinische Seite der Fälle zu fahren. Als erstes halten wir bei einer Wechselstube, um argentinische Pesos zu wechseln. Anschliessend füllt sich unser Pass mit Stempeln. Ausreise Brasilien, Einreise Argentinien und am Abend das Gleiche wieder zurück. Bei der Ankunft im Park regnet es in Strömen. Mit einem kleinen Zug fahren wir zum „Garganta del Diablo“, weil es gewittert und regnet, warten wir bis nach dem Mittag um über die Eisenstege zum Wasserfall zu gehen. Die Plattform befindet sich direkt über dem grössten der Wasserfälle. Der Boden ist aus Metallgitter, wir werden auch ohne Regen ziemlich nass.

Mit dem Taxi fahren wir zum Busbahnhof, um das Ticket nach Asunción zu lösen.

 Am Abend lassen wir uns ein Taxi bestellen, welches uns zum Busbahnhof bringt. Guata Pora werden wir in guter Erinnerung behalten. Am Busbahnhof essen wir noch eine Kleinigkeit und steigen in den Nachtbus ein.

tropisches Regenwetter
tropisches Regenwetter

Montag, 01. Oktober

 

Wir haben Glück, als wir dem Buschauffeur am Zielort sagen, dass wir zum Flughafen wollen, nimmt er uns bis dort mit. Wir überqueren ein weiteres Mal die Anden und landen nach drei Stunden in Santiago de Chile. In einer endlosen Schlange warten wir auf die Zoll- und Gepäckkontrolle. Hier ist Endstation für meine Kartoffeln aus Peru und der Frucht des Cotton-Tree aus Brasilien. Nur dank des Goodwills des Grenzbeamten entgehe ich einer saftigen Busse, weil ich ohne zu deklarieren, Lebensmittel nach Chile eingeführt habe. Nach einer weiteren zweistündigen Busfahrt sehen wir den Pazifik, wir sind in Valparaíso. In einer schönen alten Stadtwohnung hat Gabriel ein gemütliches Hostel eingerichtet. Gabriel gibt uns wertvolle Tipps über die Sehenswürdigkeiten und Restaurants der Stadt und zeichnet diese auch gleich in eine Karte ein; super. Wir essen im Cafe Casa Plan etwas zu Abend. Im vorderen Teil befindet sich ein schönes Cafe, im hinteren Teil ist ein offenes Künstleratelier angebaut, in welchem Künstler Infrastruktur für verschiedene Arbeiten vorfinden. Müde vom langen Reisen gehen wir ins Bett. 

die Anden von oben
die Anden von oben
Kaffeekarte im Casa Plan
Kaffeekarte im Casa Plan

Dienstag, 02. Oktober

 

Am gestrigen Abend haben wir im Supermarkt noch etwas für unser Morgenessen eingekauft. Auf der kleinen Terrasse im Hinterhof geniessen wir das Morgenessen und lassen den Tag ruhig angehen.

Den Tipp von Gabriel mit dem neuen Italiener, unweit von unserem Hostel wollen wir testen, wir haben Hunger. Die Rechnung haben wir jedoch nicht mit den chilenischen Essenzeiten gemacht. Mittageessen ab zwei Uhr, Nachtessen ab neun Uhr am Abend.

Zum Glück servieren sie uns schon um zwölf ein köstliches Mittagessen. Unweit des Restaurants befindet sich ein Schräglift, welcher uns zur Avenue Alemania bringt. Auf dieser wandern wir den Hügeln entlang zum Ascencor Reina Victoria. Auf der Restaurantterrasse des Hotels Fauna haben wir einen super Ausblick auf den Hafen und die Stadt. Der Caipirinha, welchen ich probiere, ist bei weitem nicht so gut wie in Brasilien. Darum bestelle ich in Zukunft das chilenische Apéro «Pisco Sour». Durch die belebten Strassen parallel zum Hafen gehen wir zurück in unser Hotel.

Ascencor in Valparaiso
Ascencor in Valparaiso

Mittwoch, 03. Oktober

 

Wir möchten die ganz Stadt vom Meer aus sehen und gehen deshalb an den Hafen, um mit einem Boot rauszufahren. Als erstes beobachten wir das Treiben der Bootsfahrtvermittler, wir können jedoch kein System erkennen und lassen uns zu einer Fahrt überreden. Wir sind nur zu viert auf dem grossen Schiff, auch ein selbsternannter Gide setzt sich neben uns und quatscht uns in einem äusserst schlechten Englisch voll. Nachdem wir ihm gesagt haben, dass wir Schweizer sind, wiederholt er zehn Mal ein Wort, welches wir nicht verstehen. Nach einigen Handzeichen kommen wir dem Namen auf die Schliche: „Roger Federer“.

Fürs Abendessen gehen wir zu einem Chinesen in der Nähe, wir sind fast die einzigen Gäste. Nach dem Essen wissen wir auch wieso.

auf dem Schiff im Hafen von Valparaiso
auf dem Schiff im Hafen von Valparaiso

Donnerstag, 04. Oktober

 

Nach dem selber zubereiteten Morgenessen gehen wir in Richtung Touristenquartier. Hier gibt es die schönsten Murals zu sehen. Dieses Mal benützen wir nicht die Standseilbahn, sondern laufen die steilen Strassen hoch. Auf einer Querstrasse wandern wir zum Paseo Gervasoni, von dort hat man einen super Ausblick auf den Hafen. Mit dem Ascensor Conception fahren wir wieder zum Meer runter. Vor dem alten Hafenviertel hat uns schon Gabriel gewarnt. Durch dieses laufen wir Richtung Hotel. Das Viertel ist schon bei Tag ein wenig unheimlich. Ausgeruht brechen wir am Abend noch einmal auf, um in einen Geheimtyp von Gabriel zu Abend zu essen. Das El Internado befindet sich im oberen Teil der Stadt und hat eine Terrasse mit einer super Aussicht. Als die Sonne untergeht leuchtet die ganze Stadt. Dieser Abend ist eines der Highlights unserer Reise.

Restaurant El Internado
Restaurant El Internado

Freitag, 05. Oktober

 

Wir schlafen aus und gehen erst nach zwölf Richtung Italiener. Der freundliche Venezulaner ist wieder am Bedienen. Nach dem Essen sagen wir ihm, dass das Essen «bueno» ist. Leicht verlegen erklärt er uns, dass man zu etwas sehr gutem «muy rico» sagt. Valparaíso ist die einzige Stadt in Chile, welche ein Trolleybusnetz hat. Ich schaue aus dem Restaurantfenster und beobachte den Verkehr, ein Trolley fährt vor und öffnet die Tür, auf den Stufen steht «Vorsicht Stufen» und neben der Türe ist die Aufschrift « Verkehrsbetriebe Luzern» aufgeklebt. Ein Auswanderer aus der Schweiz, welcher hier ein zweites Leben führt.

Schon bald neigt sich unser Aufenthalt in Valparaíso dem Ende zu. Wir gehen zu Fuss zum Busterminal um unser Ticket nach Pucón zu kaufen.

Mural bei Nacht
Mural bei Nacht

Samstag, 06. Oktober

 

Valparaiso hat keine schöne Hafenpromenade mit Cafes und Geschäften. Am Meer liegt der Hafen und viele unschöne Lagerhäuser. Dreissig Minuten in nördlicher Richtung liegt jedoch die Stadt Viña del Mar, diese ist ein beliebter Badeort bei den Chilenen. Wir reisen mit dem Zug, um diesen angeblich schönen Strand zu sehen. Ich habe mir diesen Ort wie ein Mittelmeerstädtchen vorgestellt. Dies ist bei weitem nicht so, der Kai ist mit grossen Steinen befestigt, weit und breit sind keine gemütlichen Beizen auszumachen. Am Ende der

Promenade beginnt ein Sandstrand, bei zehn Grad Lufttemperatur ist dieser auch nicht so attraktiv. Ein wenig enttäuscht fahren wir wieder zurück.

Am Abend essen wir in einem guten Fischrestaurant. Hier treffen wir ein deutsches Paar, welches über Peru und Bolivien nach Chile gereist ist, so wie wir ursprünglich geplant hatten. Ihre Erzählungen waren interessant, bei ihnen ist sie die Reisebegeisterte. Lustig war, als er erzählte, wie er Stück für Stück seine «Vorsätze» über Bord warf. Kein Salat, Zähneputzen mit gekauftem Wasser, kein Eis in den Getränken, keine Früchte ohne Schale, kein Tee usw.

Blick auf den Pazifik
Blick auf den Pazifik

Sonntag, 07. Oktober

 

Auf einem Hügel mit einer spektakulären Aussicht liegt der Friedhof von Valparaíso. Zu Fuss gehen wir zu diesem Friedhof. Die südamerikanischen Gräber und die Aussicht auf den Pazifik und die Stadt lassen uns einige Zeit an diesem widersprüchlichen Ort verweilen. Ein letztes Mal fahren mit einem Ascensor runter zum Hafen.

Um am Abend zum Busterminal zu fahren, brauchen wir zum ersten Mal Uber. Über die App bestellt Manuela die Fahrt zum angegebenen Preis und der nächstgelegene Fahrer holt uns ab. Es ist unglaublich, wie viel an einem Sonntagabend auf diesem Busbahnhof los ist. Wir können uns einen Sitzplatz erobern und schauen dem Treiben zu. Um zehn Uhr steigen wir in den Bus und machen es uns bequem.

Strassenmusik in Valparaiso
Strassenmusik in Valparaiso

Montag, 08. Oktober

 

Meinen Fotorucksack lege ich auf die Gepäckablage direkt über mir. Bei unseren letzten Busfahrten war dies kein Problem. Auf dieser Fahrt stoppt der Bus zwei oder drei Mal während der Nacht. Morgens um fünf bemerkt Manuela, dass meine Fotoausrüstung weg ist. Bei unserer Ankunft ruft die Frau am Busterminal die Polizei, welche den Fahrer und uns befragen. Anschliessend müssen wir mit ihnen auf den Posten um einen Rapport zu erstellen. Zum ersten Mal in meinem Leben fahre ich hinten in einem vergitterten Polizeiauto ohne Türgriffe innen. Das Erstellen des Rapports dauerte ewig, mit dem Googletranslator werden Wörter wie «Stativkopf» auf Spanisch übersetzt. Um elf Uhr haben wir mit Jimmy abgemacht, der unseren Mietwagen zum Busterminal bringt. Wir sitzen jedoch immer noch bei der Polizei, über Whatsapp fragen wir ihn an, ob er das Auto zum Polizeiposten bringen könne. «Kein Problem» und ein paar Minuten später ist Jimmy da und hilft uns beim Übersetzen.

GoCar hat nur zwei oder drei Autos und ist in Castro, dem Ort am Ende unseres Roadtrips, stationiert. Den Mietwagen hat er extra in einer sechsstündigen Fahrt nach Pucon gebracht.  Durcheinander von den Ereignissen parkieren wir irgendwo an der Hauptstrasse und gehen in ein Restaurant essen. Von dort buchen wir ein Zimmer im Hostel Müller. Ohne Fotoausrüstung, Kreditkarte, Fahrausweis und Mobile beziehen wir unser Zimmer und versuchen etwas zur Ruhe zu kommen.

Vulkan Villarrica, Pucon
Vulkan Villarrica, Pucon

Dienstag, 09. Oktober

 

Pucón ist eine Mischung aus Westernstädtchen und einem Skiort in der Schweiz. Dominant ist der Vulkan Villarrica, welcher immer eine Dampfwolke ausstösst. Über Nacht hat es geschneit, die umliegenden Hügel sind mit Schnee bedeckt. Unser Hostel ist nicht super schön, aber gemütlich. Als erstes gehen wir ins Touristenbüro um uns über die Sehenswürdigkeiten der Region zu erkunden. Die Frau am Schalter spricht sehr gut Französisch. Mit den Karten, welche wir bekommen, können wir nicht viel anfangen. Weil unser Auto kein Navi hat, möchten wir eine bessere Karte kaufen. Die Frau im Kartenladen spricht perfekt Deutsch, sie ist mit einem Schweizer verheiratet. Auf der Karte suchen wir die Thermalquelle, welche wir heute besuchen wollen. Weil wir keine Badetücher haben, kaufen wir welche im Supermarkt, der auf dem Weg zu den Termas los Pozones liegt. Auf dem ersten Teil unserer Fahrt sind die Strassen geteert, haben aber grosse Schlaglöcher, welche ein schnelles Vorankommen verhindern. Hinten im Tal fahren wir auf Schotterstrassen und fragen uns ob da noch etwas kommt. An einem Häuschen bei der Einfahrt zu den Quellen bezahlen wir den Eintritt und fahren anschliessend in Richtung Fluss. Zu Fuss geht es die letzten Meter bis zu den Bassins. Aus fünf oder sechs mit grossen Steinen umrandeten Becken steigt Dampf auf. Es sind fast keine anderen Besucher hier. In einem Holzhäuschen ziehen wir uns um und steigen so schnell wie möglich ins etwa vierzig Grad warme Wasser. Bei einer Aussentemperatur um den Gefrierpunkt ist dies super. Wir geniessen das natürlich warme Wasser fast zwei Stunden lang. 

In einem Kaufhaus im Ort haben wir am Vortag eine Kompaktkamera gesehen. Am Abend gehen wir die Sony HX 60V kaufen, ich kann nicht ohne Kamera reisen.

in der Nacht hats geschneit
in der Nacht hats geschneit
Thermas los Pozones
Thermas los Pozones

Mittwoch, 10. Oktober

 

Pedro vom Hostel gibt uns nach dem Morgenessen noch einige Tips für unsere Weiterreise. Wir besuchen deshalb einen erstarrten Lavafluss des Vulkans Villarrica. Unser nächstes Ziel heisst Panguipulli, ein kleines Städtchen am gleichnamigen See. Nun sehen wir den Vulkan von der anderen Seite. Die Unterkunft ist super, ein kleines Häuschen in einer Parkanlage mit blühenden Apfelbäumen, vor uns der See und im Hintergrund der weisse Vulkan. Hier werden praktisch alle Häuser mit einem kleinen Holzofen beheizt. Das Hotel wird von einer Familie betrieben, am Abend, wenn wir heimkommen, ist das Haus schon eingeheizt und schön warm. Wir entschliessen uns ein paar Tage zu bleiben. Die Region wurde im achtzehnten Jahrhundert von Deutschen urbar gemacht. Dies sieht man gut, manches Foto könnte man auch in der Schweiz machen. Am Abend ist die Stimmung eher kühl und eine Auseinandersetzung trübt unsere Reiselust.

unsere Terrasse
unsere Terrasse

Donnerstag, 11. Oktober

 

Das Morgenessen ist mit viel Liebe selber zubereitet, das Brot frisch aus dem Holzofen in der Ecke des Raumes. Das Dorf Panguipulli ist nicht besonders schön, weshalb wir uns entschliessen, mit der Fähre bis ans Ende des Lago Pirihueico zu fahren. Auf der Fahrt sehen wir Huaros an der Arbeit, das sind die chilenischen Cowboys. Mit Pferd und Lasso treiben sie die Kühe zusammen. Die Landschaft ist von der Landwirtschaft geprägt. Das Auto nehmen wir nicht mit auf die Fähre, die Fahrt auf dem schmalen See dauert etwas über eine Stunde. Auf der anderen Seite führt die Strasse weiter Richtung San Martin des los Andes in Argentinien. Leider dürfen wir mit unserem Mietwagen diese Route nicht fahren, weil wir mit ihm nicht nach Argentinien dürfen. Am Ufer des Sees blühen die Silber Akazien (falsche Mimose) in einem intensiven Gelb. An den steilen Berghängen, welche vom See aufsteigen, wächst eine spezielle Tannenart, die Araukarie. Der sehr langsam wachsende Baum kann vierzig bis fünfzig Meter hoch werden und einen Durchmesser von bis zu zwei Meter erreichen. Die Nadeln sind wie Schuppen direkt am Ast angewachsen.

Nach einer Stunde Aufenthalt geht es wieder zurück zu unserem Auto und anschliessend in unser schön geheiztes Zimmer.

Huaro
Huaro

Freitag, 12. Oktober

 

Vor dem Frühstücksraum des Hauses wäschst eine grosse Pflanze. Wir haben schon einige Male beobachtet, dass die Stengel der Pflanze auf dem Markt wie Rhabarber verkauft werden.

Diese Pflanze heisst Mammutblatt oder Riesenrhabarber und wird roh gekaut, oder wie ein Rhabarber zubereitet.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Valdivia, diese Stadt liegt an einem Fluss, welcher nach ein paar Kilometer ins Meer fliesst. Hier fand 1960 das stärkste, je auf der Welt gemessene Erdbeben statt, Magnitude 9.5. Der Tipp hierher zu fahren stammt von Pedro und erweist sich als schlecht. Es beginnt schon bei unserem Hotel, welches in einem sehr schäbigen Zustand an der Hauptverkehrsachse liegt. Wir gehen zu Fuss Richtung Zentrum um dort das Sehenswerte der Stadt zu entdecken, leider vergebens. Ein lustiges Bild bietet sich uns am Fischmarkt. Auf einem langgezogenen überdachten Platz verkaufen die Händler Fische. Wir sind spät dran, deshalb sind nur noch wenige Fischverkäufer anwesend. Die Abfälle (Fischgeräten, Fischköpfe etc.) werfen sie auf die Stufen welche zum Fluss hinunterführen. Hier hat sich eine illustre Gesellschaft versammelt. Kolkraben, Geier und Seelöwen schlagen sich den Magen voll: Ein spezieller Anblick. Am Eindrücklichsten ist ein riesiger Seelöwe, welcher so Fett ist, dass er sich kaum noch bewegen kann.

Wir entschliessen uns am nächsten Morgen sofort aus Valdivia abzureisen.

Mammutblatt
Mammutblatt
Seelöwe
Seelöwe

Samstag, 13. Oktober

 

Auf der Fahrt zurück in die Region Los Lagos sehen wir zum ersten Mal Schwarzhalsschwäne, ein spezieller Anblick. Am Lago Llanquihue in den gleichnamigen Ort suchen wir ein Hostel. Der See ist etwas grösser als der Bodensee und wird von den Vulkanen Osorno und Calbuco dominiert. Im Hostel Viento y Agua finden wir eine schöne Unterkunft, mit richtigen Fenstern und schön verputzten Wänden, direkt am See.

Zu Fuss erkunden wir den Strand und das Dörfchen. Das Wetter schlägt um und es wird kalt. Unsere Schlummermutter hat uns von einem Restaurant in der Nähe erzählt. Nach einigen Minuten, sehen wir das rote Haus. Es deutet jedoch nichts auf ein Restaurant hin. Wir gehen trotzdem zur Tür und probieren diese zu öffnen, das Restaurant ist offen und mehrere Gäste sind drin. Die Beschriftung ist nicht eine Stärke der Chilenen.

Schwarzhalsschwäne
Schwarzhalsschwäne

Sonntag, 14. Oktober

 

Zum Morgenessen gibt es «Kuchen», ein Wort der Deutschen Einwanderer, welches sich in die chilenische Sprache geschlichen hat. Dieser Kuchen ist unheimlich süss, wie alle Süssspeisen in Chile. Auf die Frage, welche Sehenswürdigkeiten sie empfehlen würde, deckt uns unsere Schlummermutter mit einem halbstündigen spanischen Vortrag ein. Sie spricht so unheimlich schnell, dass Manuela ihr fast nicht folgen kann.

Auf ihren Rat hin fahren wir Richtung Vulkan Osorno, In Petrohue hat es eindrückliche Wasserfälle. Wir halten etwas oberhalb der Wasserfälle an einem eindrücklichen Ort. Der Vulkan Calbuco hat im 2015 eine halbmeterdicke Ascheschicht über die ganze Region gelegt. Dies sieht speziell aus und lässt uns staunend einige Zeit verweilen. Am Fluss kann ich fast nicht genug bekommen vom Fotografiren, die Farbe des Wassers ist türkisblau wie ich es noch nie gesehen habe. Wir entschliessen uns, bei den Wasserfällen den Eintritt zu bezahlen und diese auch zu besuchen. Die Wasserfälle sind das Geld wert und wunderschön.

Unser nächstes Ziel ist der Vulkan. Auf einer Strasse kann man bis zum Skilift hochfahren. Leider ist es bewölkt und der Vulkan ist in Nebel gehüllt. Die raue bizarre Landschaft fasziniert mich, sodass Manuela manchen Fotostopp hinnehmen muss. Oben angekommen retten wir uns vor der Kälte ins Restaurant. Hier liegt noch Schnee und ich denke, dass vor einigen Wochen der Sessellift noch in Betreib war. Manuela hat im Internet ein interessantes Restaurant im Nachbarort Perto Varras gefunden. Im Restaurant Costumbrista bekommen wir ein super Nachtessen.

Wasserfälle von Petrohue
Wasserfälle von Petrohue
Skilift am Vulkan Osorno
Skilift am Vulkan Osorno

Montag, 15. Oktober

 

Beim Morgenessen lernen wir ein brasilianisches Pärchen kennen, welches am Vorabend spät noch eingecheckt hat. Wir sprechen über Brasilien, wobei uns der Mann erklärt, dass die Grosseltern seiner Frau aus Deutschland stammen und dass sie in Blumenau wohnen. Als wir ihnen erklären, dass Blumenau ein deutsches Wort ist, sind sie erstaunt. Mit Verspätung brechen wir Richtung Hornopiren auf. Hornopiren liegt an der Route Astral welche Richtung Patagonien führt. Der erste Teil der Strasse ist geteert, anschliessend lernen wir die chilenischen Strassen kennen, nicht asphaltiert und mit Schlaglöchern. Das Tempo reduziert sich auf 30 kmh. Der Tankinhalt neigt sich dem Ende zu, in Sotomo ist eine Tankstelle eingezeichnet. Auch als wir durch den Ort gefahren sind, haben wir noch keine Tankstelle entdeckt. In einem Restaurant machen wir einen Stopp und fragen nach der Tankstelle. Gemäss der Frau sind wir trotz aufmerksamen Fahren vorbeigefahren. Als wir

zurückfahren, sehen wir die Tankstelle, eine uralte Zapfsäule vor einem Haus. Kaum sind haben wir angehalten, kommt eine Frau aus dem Nachbarhaus durch den Regen gerannt, um unser Auto vollzutanken. Heute regnet es in Strömen und nach einer siebenstündigen Fahrt kommen wir in Honopiren an. Als erstes essen wir etwas zu Abend, um nachher ein Hotel zu suchen. Unser erster Versuch, ein Hostel zu finden, geht leider schief. Im Aufenthaltsraum hocken komische Typen vor dem Fernseher

und an der Decke vom Zimmer hat es Schimmel. Im Hotel

Oelkers finden wir doch noch ein Zimmer. Es regnet die ganz Zeit in Strömen.

Strasse nach Hornopiren
Strasse nach Hornopiren

Dienstag, 16. Oktober

 

Heute müssen wir früh aus dem Bett. Um zehn Uhr fährt die Fähre in Contao und wir wissen nicht, wie die Strasse befahrbar ist nach dem Regen. Um Punkt zehn Uhr treffen wir an der Rampe ein und sehen die Fähre einlaufen. In Chile werden keine Brücken gebaut, bei den Fjorden endet die Strasse und eine Fähre übernimmt. In Puerto Montt nehmen wir die nächste Fähre welche uns auf die Insel Chiloe bringt. Das erste Hostel in Ancud gefällt uns nicht. In einer alten Hafenkneipe esse ich ein Curanto zu Mittag. Curanto ist eine Art chilotische Bernerplatte mit Muscheln, Speck, Wurst und Kartoffeln. Nach dem Mittagessen schauen wir noch ein anderes Hotel an, wir entschliessen uns umzuziehen. Mit einiger Mühe finden unser erstes Hostel wieder, um unser Gepäck und das Auto zu holen. Vom Hotel haben wir eine super Aussicht auf das Meer.

Curanto
Curanto

Mittwoch, 17. Oktober

 

Alle Leute, welchen wir von unserem Ziel Chiloe erzählt haben, reagierten gleich. Chiloe sei schön, aber es regnet immer. Tatsächlich hat Chiloe zweihundertsechzig Regentage im Jahr. Heute Morgen sieht das Wetter einigermassen gut aus und wir entschliessen uns, zum Leuchtturm Punta Corona zu fahren. Der Leuchtturm wurde 1859 gebaut und wird von der chilenischen Marine betrieben. Zur Begrüssung kommen uns ein Bernhardiner und ein Dackel entgegen, wir steigen trotzdem aus. Im Haus neben dem Leuchtturm ist ein kleines Museum untergebracht und ein Dieselaggregat verpestet die Luft. Der Marinesoldat sagt uns, dass wir durch die kleine Türe auf den Balkon des Leuchtturms steigen können. Die Aussicht von hier oben ist grandios.  Überall blüht der Ginster und taucht die Landschaft in Gelb. Beim Zurückfahren beschliessen wir noch ein wenig am Strand zu wandern. Wir parkieren unser Auto bei einer Ausfahrt und öffnen das Gatter zum Strand. Ich fotografiere die Schafe, welche uns mit langen Gesichtern anschauen. Als ich immer näher gehe, greifen sie mich auf einmal an und ich flüchte Richtung Strand. Kilometerlang liegt der Kieselstrand menschenleer vor uns. Am Ende des Strandes treffen wir eine ältere Frau beim Algenernten. Manuela unterhält sich mit der Frau, während ich meine Lieblingsvögel die Austernfischer fotografiere.

Wir sind früh dran, sodass wir uns beim Zurückfahren entschliessen, bei den Islotes de Puñihuil vorbeizuschauen. Das Wetter wird jedoch zusehends schlechter. Nach ein paar Kilometern Schotterstrasse führt die Strasse in einen ca. sieben Meter breiten Fluss. Von der anderen Seite winkt uns jemand energisch, sodass ich es wage, durch den Fluss zu fahren. Er fragt uns, ob wir zu den Pinguinen wollen. Als wir bejahen, weist er uns an, dem Stand entlang zu einem Häuschen zu fahren. Trotz dem Wetter, welches sich verschlechtert entschliessen wir uns rauszufahren und werden deshalb mit Regenzeug und Schwimmwesten ausgerüstet. Mit einem Traktor wird das Schiff an den Stand gebracht und ins Wasser gestossen. Wir machen uns Gedanken, wie wir so trocken aufs Schiff kommen. Die Lösung ist ein Handkarren, welcher uns zum Schiff bringt. Der Wellengang ist ziemlich hoch und man muss aufpassen, dass man beim Fotografieren nicht ins Wasser fällt. Zweimal am Tag ist Schichtwechsel bei den Pinguinen, dies verpassen wir. Zwei Pinguine zeigen sich trotzdem. Auf einem Felsen brüten auch Buntscharben und es gibt eine Seelöwenkolonie. Kaum sind wir zurück am Ufer beginnt es zu regnen. Am Abend essen wir in einem schönen Restaurant am Hafen. Um diesen schönen Tag abzurunden, gönne ich mir zum Apero ein Pisco Sour, das chilenisch- peruanische Nationalgetränk aus Traubenschnaps, Limetten und Zuckerrohrsirup; lecker.


Donnerstag, 18. Oktober

 Wir wollen heute einen speziellen Ort besuchen. Den Tipp hat uns die Frau an der Hotelrezeption in Panguipulli gegeben. Wir besuchen zuerst den Ort Quemchi mit seiner Holzkirche. Auf ganz Chiloe gibt es Stabkirchen aus Holz, welche zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. In Aucar befindet sich unser eigentliches Ziel. Die Bürger des Ortes werden auf einer Insel begraben. In Chile ist es üblich, dass alle mit dem eigenen Auto dem Leichenwagen folgen. In Aucar folgen die Trauernden mit dem Schiff den Verstorbenen auf die Insel. Die Insel ist mit einem Steg mit dem Festland verbunden. Nach dem zweiten Anlauf finden wir den Steg, welcher zur Isla de las Almas Navegantes führt. Über den gehen wir auf die Insel auf welcher  sich eine kleine Kirche und der Friedhof befindet. Ein spezieller Ort welcher bei Flut sicher noch ein wenig eindrücklicher wäre.

 

 


Freitag, 19. Oktober

  

Heute werden wir Ancud Richtung Castro verlassen.  Im Cafe Blanco treffen wir ein Pärchen aus Italien, welches wir von Llanqihue her kennen. Wir unterhalten uns über unsere Reiseerlebnisse. In der Nähe gebe es einen sehenswürdigen Steg, die Muelle de la Luz. Diese liegt auf dem Weg nach Castro, wir entschliessen uns diesen zu besuchen. Am Rio Chepu angekommen, möchten wir mit dem Boot zu dem Steg fahren. Weil nicht Saison ist, wirkt alles ziemlich ausgestorben. Wir gehen zu einem Haus, vor welchem eine Touristengruppe steht und sprechen mit dem Leiter, wann das nächste Boot fährt. Dieser telefoniert kurz und teilt uns mit, dass heute kein Boot mehr fahren wird. Etwas enttäuscht entschliessen wir uns ein wenig am Meer zu spazieren. Wir fahren auf der Strasse bis diese Aufhört. Von hier laufen wir den steilen Abhang hinunter zu den Sanddünen. Ein Teil des Weges ist überflutet, wir hangeln uns von Baumstrunk zu Baumstrunk um zu den Sanddünen zu gelangen. Nun laufen wir eine halbe Stunde Richtung Meer, die Gegend hier ist aber ein wenig unheimlich. In einer Mulde sehen wir von weitem ein Skelett von einem Rind, welches unser schlechtes Gefühl auch nicht gerade verbessert. Wir laufen zurück und fahren wieder weiter nach Castro.


Samstag, 20. Oktober

 

Unser Hotel Unicornio Azul liegt direkt am Meer, hat aber seine besten Jahre schon hinter sich. Dies merkt man überall im Hotel ausser beim Preis. Nach der Stegenttäuschung gestern fahren wir heute zur Muelle de las Almas. Dies wird ein Highlight unserer Reise. Wir gehen früh los, weil wir gehört haben, dass es an diesem Ort immer viele Leute hat. Schon die Anreise ist speziell und wir lernen die chilenische Arbeitsweise kennen. Nach einiger Zeit steht an einem Häuschen « Bilete». Wir stoppen und schon kommt uns ein Mann entgegen, um uns einige Pesos abzuknöpfen. Anschliessend setzen wir unsere Fahrt fort bis wir an einen Parkplatz kommen. Der Parkplatzfrau geben wir die nächsten Pesos. Manuela lässt das «Bilete» von der ersten Zahlstelle im Auto. Die Parkplatzfrau macht uns darauf aufmerksam, dass wir dieses Ticket noch brauchen. Nun beginnt ein abenteuerlicher Weg Richtung Muelle. Der Fusspfad besteht mehrheitlich aus tiefem Matsch, welcher ein wenig mit Ästen befestigt ist. Nach einer Stunde sehen wir aus wie Bauarbeiter. Etwa in der Mitte der Wanderung erfahren wir, wieso wir das Ticket noch brauchen. Ein Mann vor einem kleinen Haus möchte unser

«Bilete» noch einmal sehen, will aber kein Geld mehr. In Chile werden drei Personen beschäftigt, wo in der Schweiz ein Automat stehen würde.

Unsere Sumpfwanderung wird belohnt, der Weg hört auf und leicht unter uns sehen wir ein Holzsteg welcher im Nirgendwo endet. Laut dem Glauben der Maputche gehen von hier die Seelen der Toten auf ihre Reise. Wir verweilen über eine Stunde an diesen kraftvollen Ort und spüren beide für sich die Energien, welche hier herrschen.

Auf der Rückfahrt besuche ich den Parque Nacional Chiloé. Manuela nimmt im Auto währenddessen ein Nickerchen. Auf Holzstegen führen die Pfade durch die Moorlandschaft. Die Hauptattraktion des Parks sind die Darwinfrösche. Ich höre sie zwar überall, aber auch mit geduldigem Beobachten der schwarzen Moortümpeln erblicke ich keinen der Frösche. Aber auch die Patagonienfinke und die Langschnabelsittiche sind hübsch anzusehen.


Sonntag, 21. Oktober

  

Nach fünf Wochen Reisen ist man ziemlich ausgeschlafen. Deshalb brechen wir schon früh auf, um den Markt von Dalcahue zu besuchen. Als wir dort eintreffen, ist weit und breit noch kein Markt zu sehen. Wir sind eindeutig zu früh für chilotische Märkte. Wir entschliessen uns, die Insel Quichao zu besuchen und fahren zur Fährrampe, um auf die Insel überzusetzen. In Achao befindet sich die älteste Holzkirche von Chiloe. Weil heute Sonntag ist, können wir die Kirche sogar von innen betrachten. Als wir ankommen, verlässt gerade ein Prozessionszug mit Gitarren, Akkordeon und vielen Leute die Kirche. Imposant ist die Holzarchitektur dieser Kirche. Nach knapp vierzig Kilometer sind wir am Ende der Insel angelangt und wandern am Strand, bis ein grosser Felsen uns zum Umkehren zwingt. Wieder in Dalcahue angekommen, besuchen wir den Handwerkermarkt. Interessanter als der Markt, ist die Cocineria Dalcahue, welche unmittelbar daneben liegt. Nach dem Öffnen der Tür, schlagen einem unzählige Essensgerüche entgegen. In der Mitte der Halle hat es verschiedene Abteile wo frisch gekocht und gebrutzelt wird. An der Aussenwand ist ringsum ein Wandtisch angebracht, wo man die verschiedenen Köstlichkeiten essen kann. Ich entschliesse mich noch einmal ein Curanto mit Lachs zu essen, muy rico.


Montag, 22. Oktober

 

Unser letzter ganzer Tag auf Chiloe bricht an. Im Internet habe ich gelesen, dass man in Queilen eine Schifftour zu den Delfinen und Walen machen kann. Wir haben gestern Abend per Whatsapp die Leute angeschrieben und keine Antwort erhalten. Dennoch fahren wir hin, um zu sehen, ob wir trotzdem eine Tour machen können. Am Hafen angekommen sehen wir weit und breit kein Touranbieter. Im Dorfladen fragen wir danach. Mit unserem Spanisch kommen wir jedoch nicht ans Ziel bis eine junge Frau dazu stösst. Wir sollen uns am Hafen bei ihrem Vater auf der Venus melden. Dieser kenne den Veranstalter. Nach einem kurzen Telefon sagt uns Milo, dass es heute keine Tour gibt. Wir könnten jedoch mit ihm fahren. Kaum hat die Venus abgelegt, winkt uns Milo in die Kombüse, wo eine Pfanne Muscheln auf dem Tisch steht. Die Muscheln sind frisch und schmecken vorzüglich. Wale kann man im Frühjahr nicht beobachten, diese kommen erst im Sommer aus dem Norden. Wir sehen aber ein paar Delfine. Auf der Rückfahrt halten wir bei einer Seelöwenkolonie, welche sich auf einem Ponto breitgemacht hat. In Hafennähe zeigt uns Milo Schwarzhalsschwäne, welche gerade am Brüten sind. Zurück in Castro bringen wir unser Auto zurück zu Jimmy. Nach Fahrten durch einen Fluss, Aufschlagen wegen Schlaglöchern und gefühlten hundertmal in eine Einbahnstrasse fahren, bin ich froh, unser Auto unversehrt abgeben zu können.

Am Abend schlendern wir noch ein letztes Mal durch Castro. Manuela entschliesst sich, zu einem Coiffeur zu gehen. Ich bin froh, dass dieses Experiment nach zwei Stunden gelungen ist.